Arbeit bedeutet für den Einzelnen heutzutage nicht mehr dasselbe, wie noch für Menschen vor 50 oder 100 Jahren. Sie ist nicht mehr ausschliesslich existenzsichernd, sondern soll auch Befriedigung verschaffen und den eigenen Fähigkeiten, Charaktereigenschaften und Bedürfnissen entsprechend. Daher kommt auch der Arbeitspsychologie in der heutigen Arbeitswelt eine immer grössere Bedeutung zu. Dabei geht es um Fragen zur Arbeitsplatzgestaltung, darum, Arbeit positiv zu gestalten und belastende Situationen für den Einzelnen zu reduzieren, die Motivation zu steigern, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeitsbelastung und Privatleben zu erzielen (Work-Life-Balance oder auch Life Domain Balance), die Gruppendynamik und die Teamentwicklung zu fördern, Konfliktmanagement zu betreiben, die Kommunikation zu fördern, Stress zu reduzieren und einem Burn-out vorzubeugen.
Das Wohlbefinden der Mitarbeitenden hat in der Arbeitspsychologie daher ganz klar Vorrang und schliesst auch die Gesundheitspsychologie mit der erwähnten Stressregulation und Burn-out-Prävention in der Regel mit ein. Sie bewegt sich daher auf der Schnittstelle zwischen Mensch und Arbeit. Sie befasst sich mit dem Stellenwert von Arbeit und deren Funktion für den Arbeitnehmenden. Das bedeutet ganz praktisch, dass sich Arbeitspsychologen und Arbeitspsychologinnen mit der Arbeitsbedingungsgestaltung und den Arbeitsanforderungen beschäftigen, um die persönlichen Ressourcen der Mitarbeitenden zu erhalten und individuell auszubauen.
Da sich die Arbeitspsychologie jedoch hauptsächlich auf den Zusammenhang von Arbeitsmerkmalen und dem Wohlergehen respektive dem «Funktionieren» der Mitarbeitenden konzentriert, bedarf es weiteren Komponenten, um ein gesamtheitliches Bild in Bezug auf den Menschen, seine Arbeit und den Arbeitsplatz zu erlangen. Und da kommen die Organisationspsychologie und nicht selten auch die Personalpsychologie ins Spiel.
In der Unternehmenspsychologie bzw. der Organisationspsychologie richtet man sein Hauptaugenmerk auf das Verhältnis zwischen Arbeitnehmenden und sein soziales Umfeld im Beruf. Anders als die Arbeitspsychologie hat die Organisationspsychologie einen Blick darauf, wie der Einzelne mit den Mitarbeitenden im ganzen Unternehmen, in einzelnen Abteilungen oder mit Einzelpersonen zurechtkommt und sich dadurch motiviert und engagiert seiner Arbeit widmen kann. Denn nicht nur ein ergonomischer Bürostuhl und flexible Arbeitszeiten sind es, die zum Wohlergehen der Mitarbeitenden beitragen, sondern auch die Atmosphäre innerhalb von Teams und Gruppen, das Gefühl dazuzugehören und als Mensch sowie durch seine Arbeit wertgeschätzt zu werden.
Hinzu kommt in diesem Fachbereich rund um die Arbeitspsychologie oftmals die Disziplin der Personalpsychologie, die darum bemüht ist, den Einzelnen für den passgenauen Arbeitsbereich oder Arbeitsplatz auszuwählen, die schaut, welcher Mitarbeitende für leitende Funktionen geeignet wäre und für wen dies eine Zusatzbelastung bedeuten würde. Dabei geht es sowohl um Mitarbeiterrekrutierung als auch um Personalentwicklung, also Fortbildungen und Entwicklungsmöglichkeiten bereits bestehender Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.
All dies läuft oftmals unter der Bezeichnung Arbeits- und Organisationsentwicklung und beinhaltet nicht selten den erwähnten Bereich der Personalpsychologie. Und so können auch Personen, die an einer beruflichen Weiterbildung in der Arbeitspsychologie interessiert sind, Aus- und Weiterbildungen wählen, die sich genau mit diese drei Teilbereichen der Psychologie auseinandersetzen und einem interessante Möglichkeiten auf dem Schweizer Arbeitsmarkt bieten.